Lebensmittel Lebewesen

… zeigt konsequent den Weg vom Schwein zum Schnitzel

Wer Fleisch isst, kommt konsequenterweise um das Thema Schlachtung nicht herum. Das wurde auch in der Schule des Essens offensichtlich. Wie man den Bogen vom Lebewesen zum Lebensmittel für Kinder spannen kann, untersuchen wir im laufenden Projekt „Lebensmittel Lebewesen“.

Ernährungsbildung hat das Ziel, Menschen zu befähigen, mündige Konsumentscheidungen zu treffen. Das FiBL Österreich hat sich im Rahmen der Schule des Essens und im Auftrag der AMA-Marketingges.m.b.H. eines schwierigen Themas angenommen: der Schlachtung.

Immer noch essen die meisten Menschen – Kinder, Jugendliche, Erwachsene – gerne und häufig Fleisch. Für immer mehr von ihnen wird Tierwohl bei der Haltung wichtiger, und das ist gut so! Was die meisten aber nach wie vor ausblenden, ist die Tatsache, dass für jedes Schnitzel, jede Wurstsemmel, jedes Stück in Plastik eingeschweißtes Fleisch im Supermarkt ein Tier getötet werden musste.

Mehr noch: Während Hausschlachtungen vor Jahrzehnten noch zum ländlichen Alltag gehörten, sind Schlachtungen heute ein gesellschaftliches Tabu; ein Skandal gar, wenn Kinder dabei sind!

Wir finden das inkonsequent. Und haben in der Schule des Essens die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche Fragen zum Schlachten haben. Darauf haben wir reagiert.

Gemeinsam mit der AMA-Marketingges.m.b.H., in Kooperation mit Psycholog*innen und Pädagog*innen und mit Unterstützung eines multidisziplinären Expert*innenbeirates haben wir das Projekt „Lebensmittel Lebewesen“ konzipiert: Wir machen das Thema Schlachtung zugänglich: faktenbasiert, wissenschaftlich, psychologisch und pädagogisch begleitet und vor allem altersgerecht. Wir geben keine Meinungen vor, sondern schaffen die Basis für selbstbestimmte Entscheidungen. Gleichzeitig evaluieren wir das Projekt multidisizplinär. Als Schlachttier haben wir uns nach reiflicher Überlegung für ein Schwein entschieden.  

Elf Familien mit Kindern hauptsächlich im Volksschulalter haben sich auf unser Ernährunsbildungsprojekt eingelassen: In zwei Vorbereitungsworkshops haben wir behutsam, aber realitätsnah aufbereitet, wie eine Schlachtung abläuft, wie Betäubung funktioniert, was nach dem Töten passiert, und welche Gefühle dabei aufkommen können. In einer Exkursion auf einen Schweinebetrieb konnten wir den teilnehmenden Familien Einblick in das Leben der Schweine ermöglichen. Am Faschingsamstag (dem so genannten „schmalzigen Samstag“) nahmen die Familien an einer Schweineschlachtung traditioneller Art („Sautanz“) teil, für die Max Stiegl in Gut Purbach sein gleichnamiges Format für Kinder adaptierte. Vor kurzem hat ein abschließender Reflexionsworkshop stattgefunden.

In den nächsten Wochen werden wir das Projekt umfassend evaluieren und die Ergebnisse publizieren.

[TR]

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Ursula Riegler und Christoph Cecerle vom Podcast „Über den Tellerrand“ haben uns den Sautanz-Tag über begleitet und die Stimmung in einer Live-Reportage eingefangen. Nachzuhören hier:

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Newsletter der AMA-Marketing vom 4. 2. 2022, erster Beitrag

Newsletter der AMA-Marketing vom 4. 3. 2022, zweiter Beitrag

Sautanz bei Max Stiegl

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(c) Fotos: Manuela Schürr, Silke Runggaldier, Theres Rathmanner